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Die Wahrheit über den Gerwischer Eisenbahn-Flüchtling

Einheitsgemeinde Biederitz, den 18. 02. 2015

Von Thomas Pfundtner Was für eine Geschichte! Was für ein Drama! Was für unglaubliche Schicksale, die in dieser Nacht am Grenzübergang Marienborn aufeinanderprallten:
Wenige Monate nach dem Mauerbau dreht für einige Stunden der Gerwischer Siegfried Pump (damals 20, Name von der Redaktion geändert) an dem Rädchen der Geschichte der deutschen Teilung und hätte beinahe einen riesigen politischen Konflikt zwischen Russen und Amerikanern ausgelöst.
Und alles nur, weil der Arbeiter aus dem Knäckewerk Burg frei sein und in Westdeutschland leben wollte.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Am 22. November springt Siegfried Pump in Gerwisch zwischen Streckenkilometer 130,675 und 130,7 auf einen Zug der Allierten, der wegen Bauarbeiten nur langsam fahren darf. Der Gerwischer will in den Westen, dem Sozialismus entkommen und in der Demokratie leben.
Schon im ersten Moment gibt es Probleme: Reichsbahner Fritz G. erwischt Pump und verlangt, dass er aussteigt. Dagegen ist ein amerikanischer Militärpolizist (einer von 74 US-Soldaten an Bord), der zufällig mitbekommt, wie der Flüchtling auf den Zug springt. Er verspricht Pump, dafür zu sorgen, dass er in die Freiheit gelangt.
Doch sein Vorhaben ist vergeblich, nach stundenlangen Verhandlungen zwischen Moskau und Washington, dem amerikanischen Soldaten und dem sowjetischen Oberst Safronow entscheidet der damalige US-Präsident John F. Kennedy, gegen den Flüchtling und befiehlt die Auslieferung.
Mehr als 14 Stunden nach dem Zug DB 6710 unter Dampf in Marienborn stand, wird Siegfried Pump der Staatssicherheit übergeben und vier Monate später vom I. Strafsenat des Bezirksgerichts Magdeburg  zu 21 Monaten Haft verurteilt.
Hier könnte die Geschichte zu Ende sein, aber sie wirkt nach. Bis heute. Am 21. Februar zeigt um 15 Uhr der Gerwischer Heimatforscher Dietmar Müller einen spektakulären Film über die Ereignisse von damals. Müller hat mit Betroffenen gesprochen, in Archiven recherchiert und Erstaunliches ausgegraben: Unter an-
derem eine Reportage, die ein amerikanischer Fernsehsender in den 90er Jahren über Siegfried Pump drehte.  
In seiner spannenden Dokumentation zeigt Dietmar Müller auch Szenen aus dem Film „Verspätung in Marienborn“. Dieses deutsch-französisch-italienische Drama unter der Regie von Rolf Hädrich wurde nach seiner Premiere im deutschen Fernsehen ein  Geheimtipp in Gerwisch. Dietmar Müller erinnert sich: „Es hatte sich wie ein Lauffeuer bei uns herumgesprochen, dass Siegfried Pump versucht hatte, in den Westen zu fliehen. Und als zwei Jahre später der Film im Westfernsehen gezeigt wurde, sprach sich das auch ganz schnell in Gerwisch rum.“
Tatsächlich, Verspätung in Marienborn“ feierte im Ersten Premiere, da eine ARD-Programmanstalt, der Hessische Rundfunk, maßgeblich an der Produktion beteiligt war.
Interessant: Für die Hauptrollen wurden internationale Stars von damals, wie zum Oscarpreisträger Jesé Ferrer, oder die Französin Nícole Courcel verpflichtet. Auch der Sohn von Erroll Flynn, Sean Flynn spielte mit. .
Was ebenfalls kaum einer weiß: Will Tremper, einer der bekanntesten deutschen Journalisten in den 60er und 70er Jahren,  veröffentlichte die Geschichte von Siegfried Pump als Fortsetzungsroman in der „Neue Revue“, eine wöchentlich erscheinende Illustrierte, die hauptsächlich in der Konkurrenz zum Stern stand und ihre Leser mit spannenden Fortsetzungsromanen fesselte. Später wurde Pumps geschichte bei Lichtenberg und im Ullsteinverlag veröffentlicht. Will Tremper (er starb 1998 in München) schrieb auch das Drehbuch für „Verspätung in Marienborn“ und erhielt dafür 1994 einen der höchsten westdeutschen Filmpreise: Das Filmband in Gold. Sie sehen, es ranken sich viele Geschichten um den Gerwischer Siegfried Pump.
Deshalb sollten Sie unbedingt am  21. Februar ab 15 Uhr im Gerwischer Feuerwehrhaus bei der  Zeitreise von Dietmar Müller dabeisein. Nicht zuletzt weil  – und das ist der erste öffentliche Auftritt – seit dem Fluchtversuch vor 54 Jahren –  auch  Siegfried Pump nach Gerwisch kommt und bereit ist, über seine Geschichte zu reden. .
Man kann es drehen und wenden wie man will: Der Film von Dietmar Müller ist ein Muss für alle die, die sich für die deutsch-deutsche Geschichte interessieren. Und für junge Leute, die sich unter der deutschen Teilung nur noch wenig vorstellen können.

 
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